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Pokémon GO auf der Jagd nach User Daten

Pokémon GO auf der Jagd nach User Daten
Während Sie Pokémon jagen, jagen die App-Entwickler Ihre Daten

Während Sie Pokémon jagen, jagen Unternehmen und Cyber-Betrüger Ihre Daten. Daten, das Öl des 21. Jahrhunderts. Auch wenn die meisten Apps kostenlos sind, sie haben trotzdem ihren Preis. Unsere Daten. Wir bezahlen mit der Preisgabe unserer persönliche Daten. Die aktuell gehypte Spiele-App Pokémon GO bereichert Google über Umwege mit den Daten der User. Und nicht nur das: Sie liefert User ggf. sogar realen Straßen-Gangstern ans Messer.

Manipulierte App-Versionen enthalten Trojaner

Ein einfacher Fingerwisch reicht oftmals aus und schon verzichten User leichtsinnig auf den Schutz persönlicher Daten. Mit vielen Apps, die sorglos installiert werden, erteilt der User freien Zugriff auf Kamera, Kontaktdaten oder auch standortbezogene Daten. Werden Apps aus inoffiziellen Quellen heruntergeladen, öffnen sich darüber hinaus für mobile Schadsoftware und Cyber-Betrüger Tür und Tor. Wie jetzt bekannt wurde, treffen genau diese Risiken auf das Smartphone-Spiel „Pokémon GO“ zu. Obwohl in Deutschland noch gar nicht in den App-Stores, schwappt die Euphorie zu diesem Spiel bereits über den Teich zu uns rüber. Die Warnung vor der Sammelwut der Daten seitens des Herstellers und Installationsdateien, die schädliche Software enthalten können, eilen jedoch dem Spiel voraus.

Sicherheitsspezialisten haben schon manipulierte Versionen des Spiels ausfindig gemacht. Diese enthielten die Spionagesoftware „Droid Jack“. Mit diesem Trojaner übernehmen Cyber-Kriminelle die Kontrolle über fremde Smartphones und greifen Daten aus der Ferne ab. Wie Spiegel-Online bereits Ende 2015 berichtete, ist allein der Besitz dieser Spionagesoftware strafbar. Wir raten deshalb allen Android-Nutzern, ausschließlich Apps aus offiziellen Quellen (z.B. Google Play) zu installieren.

Auch Niantic jagt Ihre Daten

Es sind aber nicht nur Cyber-Betrüger, die es auf Ihre Daten abgesehen haben. Der Hersteller des Spiels selbst macht daraus kein Geheimnis. Entwickelt wurde das Spiel von Niantic Labs. Niantic Labs gehört zu Alphabet. Die Frage woher dieses große Interesse an User-Daten stammt wäre somit geklärt. Um das Spiel „Pokémon GO“ spielen zu können muss der User der App die Erlaubnis zum Zugriff auf Kamera, Standort und vieles mehr erteilen. Diese Daten werden in Übersee gespeichert und verarbeitet. Die für „Pokémon GO“ erhobenen Daten werden in der Datenschutzbestimmung von Niantic Labs bewusst als „Unternehmenswerte“ betrachtet.

Das Magazin CURVED hat sich mit den Datenschutzbestimmungen von „Pokémon GO“ genauer auseinander gesetzt. CURVED bemängelt die Formulierung in den Datenschutzbestimmungen. Der User wird nicht transparent informiert und erhält keine genaue Information über die Art der Daten, die Niantic bei der Nutzung des Spiels sammelt. So heißt es beispielsweise in einem Absatz:

Wir erheben bestimmte Informationen, die Ihr Mobilgerät sendet, wenn Sie unsere Services nutzen wie Geräteerkennung, Nutzereinstellungen und das Betriebssystem Ihres Gerätes sowie Informationen über Ihre Nutzung unseres Services, während Sie das Mobilgerät verwenden.

Aus dieser Formulierung wird nicht klar, ob nur die erwähnten Daten erhoben werden. Was mit den weiteren „Informationen, die Ihr Mobilgerät sendet (…)“ geschieht, wird nicht eindeutig erklärt. Das ist aber nicht alles. Niantic geht noch weiter. Bei der Jagd nach den Pokémon bewegt sich der User im Freien, auf der Straße, im ganzen Stadtgebiet, also abhängig davon wo die Pokémons versteckt wurden. Das Spiel basiert somit auf GPS-Informationen. Diese werden ebenfalls gespeichert und ausgewertet. Auf Grund dieser Daten ist es ein Kinderspiel, genaue Bewegungsprofile der User zu erstellen. Auch diese Daten werden unter Umständen an Dritte weitergegeben. Niantic sagt dazu:

Wir arbeiten mit der Regierung, mit  Strafverfolgungsbehörden oder privaten Beteiligten zusammen, um das Gesetz durchzusetzen und einzuhalten. Wir könnten jegliche Informationen über Sie, die sich in unserem Besitz befinden [...] offenlegen, wenn wir es nach unserem eigenen Ermessen für notwendig und angemessen erachten.

Das bedeutet im Klartext, dass Niantic bei Anfragen seitens der Behörden, alle diese Daten herausgibt. Wem dies die Lust auf das Spiel verhagelt, denkt vielleicht darüber nach, das Spiel wieder zu löschen, um seine persönlichen Daten zu schützen. Aber auch da macht Niantic dem User einen Strich durch die Rechnung. Das Unternehmen speichert die User-Daten „für einen kaufmännisch angemessenen Zeitraum". Wie lange dieser Zeitraum ist bleibt auch wieder offen. Seriös geht anders!

Vom Pokémon in die reale Falle von Straßen-Gangstern gelockt

Cyber-Betrüger jagen Ihre persönlichen Daten. Das Unternehmen jagt Ihre persönlichen Daten. Das sollte doch reichen. Weit gefehlt. Auf Grund des Spielprinzips können auch andere Spielteilnehmer sehen, wo sich vermutlich Pokémon-Jäger befinden. Klingt eigentlich spannend, zumal diese Funktion hilft, im Spielverlauf anderen Usern in der realen Welt zu begegnen. Anscheinend wissen das auch einfache Straßenkriminelle. Wie gizmodo berichtet, haben es die Gangster auf Smartphones und andere Wertsachen abgesehen. Die Polizei rät bereits vielerorts den Usern, bei der Jagd auf die Pokémon achtsam zu sein. Gerade wenn die Jagd zu später Stunde alleine stattfindet, sollten App-Nutzer nicht jede dunkle Gasse betreten.

Es scheint als wäre „Pokémon GO“ die erste App, die die Gefahren der Cyber-Welt und der realen Welt verbindet. Wer dennoch das Spiel testen möchte, sollte sich der potentiellen Risiken, die das Spiel mit sich bringt, gewiss sein.

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