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Sind Kinder und Jugendliche bei der Internetnutzung sicher? Studie legt Nachholbedarf bei Kenntnissen zu Cyber-Risiken offen

Zu besorgniserregenden Ergebnissen kommt eine europaweite Studie, die sich mit den Kenntnissen von Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern zum Thema Cyber-Sicherheit beschäftigt. Über 6.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren sowie über 6.000 Personen ab 16 Jahren haben an der Studie des Marktforschungsinstitut Censuswide teilgenommen. Neben Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, den Niederlanden und Italien stammten jeweils 1.000 der zu ihrem Wissen über Cyber-Gefahren Befragten aus Deutschland. [1]

Aufmerksam macht die Studie, die sich im Auftrag des Sicherheitsanbieters Kaspersky mit den Cyber-Risiken beschäftigt, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind, insbesondere auf den Faktor, dass diese ihr Wissen in Sachen Cyber-Sicherheit überschätzen. Quantitativ wächst die Internet-Nutzung durch die jüngeren Generationen weiter. [2] 75 Prozent der Elf- bis Fünfzehnjährigen aus Deutschland meinen, sie verfügten über gute Kenntnisse, weitere 24 Prozent sehen sich als „Profis“, wenn es um Cyber-Risiken geht.

Einem Realitätscheck hält diese Selbsteinschätzung allerdings nicht stand. Als den Befragten Screenshots bekannter Plattformen wie Amazon, Apple und Ebay vorgelegt wurden, auf denen sie zur Eingabe von Account-Daten und weiteren Aktionen aufgerufen wurden, hatten die Jugendlichen erhebliche Schwierigkeiten die untergemischten Phishing-Webseiten herauszufiltern. Fast die Hälfte der Teilnehmenden kann Phishing-Versuche nicht erkennen. Dementsprechend wundert es wenig, dass die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen bereits von solchen Angriffen betroffen war. Beinahe 70 Prozent beteiligen sich zudem an Frage-Antwort-Spielen im Netz und nennen dort etwa die Namen ihrer Haustiere oder ihrer Lieblingsfernsehsendungen – Informationen die Cyber-Kriminelle zum Hacken von Passwörtern etc. nutzen können.

„Zwischen der Selbsteinschätzung und dem tatsächlichen Wissen hinsichtlich Cybersicherheit herrscht bei Kindern und Jugendlichen eine ziemliche Kluft“, erläutert Marco Preuß, Deputy Director des Global Research and Analysis Teams bei Kaspersky. „Ihre falsche Selbsteinschätzung macht sie angreifbar.“ Ein weiteres Problem stellt dabei dar, das ihnen Erwachsene im Bereich Cyber-Sicherheit kaum eine Hilfe sein können. Ganz im Gegenteil: Drei von vier Jugendlichen haben ihren Eltern oder anderen Erwachsenen schon mindestens einmal beim Identifizieren von Phishing-Betrugsversuchen geholfen, doch deutlich weniger als die Hälfte der befragten Erwachsenen konnte von sich behaupten, Jüngere bei solchen Fragen bereits unterstützt zu haben. Hintergrund dafür ist oft mangelndes Verständnis, denn 43 Prozent dieser Gruppe gaben an, sie hätten keine Kenntnisse in Cyber-Sicherheit. Jeder Vierte gab zudem zu, bereits selbst Opfer von Phishing-Angriffen geworden zu sein.

Der Kaspersky-Sicherheitsexperte Preuß mahnt daher, es sei „zwingend notwendig, dass mehr für die Aufklärung hinsichtlich der Gefahren im Internet getan wird – und zwar generationsübergreifend. Denn auch ältere Nutzer weisen hier Defizite auf.“ Alle, denen die Online-Sicherheit von Kindern und Jugendlichen am Herzen liegt, sollten hier aktiv werden. Preuß rät: „Eltern sollten sich zusammen mit ihren Kindern über aktuelle Cybergefahren informieren und diese miteinander besprechen, um so ein gemeinsames Cybersicherheitsbewusstsein aufzubauen.“

[1] https://kas.pr/h2cq/

 

[2] https://de.statista.com/themen/3207/internetnutzung-durch-kinder-und-jugendliche/#topicOverview

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