Die DEUTSCHEN Trojaner-Seiten
Home
Handy-Viren, die keine sind

Seit einigen Tagen oder auch Wochen berichten verschiedene Webseiten, Radio- und Fernsehsender über angebliche Handy-Viren oder auch Trojanische Pferde "für" Handys. Somit wird sehr schnell eine Sache ausgeschlachtet, welche in dieser Form so nicht richtig ist.

Lediglich handelt es sich in den vorliegenden Fällen um sogenannte "Stör-SMS - Nachrichten", die jedoch ohne Zweifel recht lästig sein können. In vielen Fällen können derartige SMS-Nachrichten noch nicht einmal nur mit Hilfe eines Handys erzeugt werden. Dazu bedienen sich "gewisse Leute" einer bestimmten Software und einem Notebook.

Fall 1 - Symbole auf dem Handy lassen sich nicht mehr löschen

Auf dem Handy erscheint die Meldung, dass Nachrichten auf der Voice-Mailbox eingegangen wären. Der Netzbetreiber D2-Vodafone schaltet dazu sogeanannte Message Waiting Indikatoren. Das bedeutet im praktischen Fall, dass ein Symbol (z.B. Tonband, Mailzeichen etc.) auf dem Display angezeigt wird, sobald neue Nachrichten auf der Box angekommen sind. Ruft der Kunde nun seine Mailbox ab, sendet der Netzbetreiber danach ein Signal an das Handy um das Symbol zu löschen.

Scherzkekse haben sich es nun zur Aufgabe gemacht, genau diese Symbole über eine SMS zu übermitteln. Da das entsprechende Signal zur Löschung der Symbole seitens des Netzbetreibers fehlt, können diese nicht gelöscht werden. Dieses ist noch nicht einmal möglich, indem man das Handy komplett ausschaltet und/oder den Akku aus- und einbaut.

Abhilfe ist nur möglich, indem man eine fremde SIM-Karte in das betroffene Handy einlegt und das Gerät erneut einschaltet. Nun werden die zuvor nicht löschbaren Symbole entfernt, indem die Displayanzeige in den Ursprungszustand zurückversetzt wird.

Alternativ kann auch ein kostenloser Löschservice über die Webseite der Firma 2way interactive in Anspruch genommen werden. Laut Angaben dieser Firma sollen schon über 80.000 Betroffene diesen Service genutzt haben.


Fall 2 - Nokia Modelle 7110 "frieren" ein

Aufgrund eines Fehlers in der Firmware des Handys Nokia 7110 kann durch eine bestimmte Zeichenfolge das Handy zum "einfrieren" gebracht werden. Der "Buffer Overflow" , der mittels einer entsprechenden SMS erzeugt wurde, lässt die gesamte Software des Gerätes abstürzen.
Abhilfe wird dadurch geschaffen, indem der Handybesitzer einmal kurz den Akku vom Gerät trennt und danach sein Gerät wieder in Betrieb nimmt.

Sollte das Problem weiterhin vorhanden sein, gehen vermutlich weitere "modifizierte" Nachrichten auf diese Handy-Rufnummer ein. Wer dem entgegenwirken möchte, sollte die SIM-Karte in ein anderes Handy (welches nicht von diesem Softwarefehler betroffen ist) einlegen und abwarten, bis alle Nachrichten eingegangen sind. Danach löscht man die SMS-Nachrichten und nutzt die SIM-Karte wieder in seinem Handy.

Doch sollen Experten herausgefunden haben, dass nicht nur das Handy dieses Typs betroffen sein soll, sondern weitaus mehr Handy auch anderer Hersteller.

Einige Unternehmen haben bereits entsprechende Software entwickelt, die derartige "Stör-SMS" schon in der SMS-Zentrale erkennen und eliminieren sollen. Vielversprechend ist diese Lösung jedoch auch nicht, da die ohnehin schon extrem überlasteten SMS-Zentralen den "SMS-Verkehr" noch mehr verlangsamen dürften.

Im übrigen können derartige Störnachrichten (egal ob Fall 1 oder Fall 2) nicht über Internet - SMS-Dienste verschickt werden.

Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Begriffe "Virus" und "Trojaner" für Dinge missbraucht werden, die so nicht richtig sind. Störnachrichten können kein Handy zerstören und versenden sich auch nicht automatisch weiter.

Lediglich ist es möglich, diese Störnachrichten an weitere Mobilfunknummern weiterzuleiten. Im übrigen ist die Meldung falsch, man könne Schutzmechnismen seitens der deutschen Mobilfunkbetreiber umgehen, indem man diese Art von SMS-Nachrichten über ausländische Dienste versendet.

Sicherlich wäre in naher Zukunft die Möglichkeit gegeben, den ein oder anderen Virus oder auch Trojaner für eine bestimmte Handysoftware (Firmware) zu programmieren. Doch verwendent die Handyhersteller verschiedene Software für Ihre Geräte, wo somit keine "Monokultur" wie unter Windows im PC-Bereich gegeben ist. Ein Virus oder Trojaner hätte es also sehr schwer, sich überhaupt zu entfalten, lediglich also auf einen Handy- bzw. Softwaretyp.

Eher "interessant" dürfte die Möglichkeit sein, dass Malware irgendwann auf das Handy über die IR-Schnittstelle eines Notebooks zugreift. Hier wäre sicherlich eher eine Gefahr in naher Zukunft gegeben. Egal auf welche Art und Weise ein Virus oder Trojaner seine schadhaften Funktionen zur Entfaltung bringen wird.


(tt) 24.05.2001