Advertising-SDKs im Einsatz
Der Grund für den unsicheren Datentransfer ist der Einsatz sogenannter Advertising-SDKs. Diese einfach anwendbaren Software Development Kits (SDKs) sind Teil beliebter Werbenetzwerke und werden von App-Entwicklern gerne eingesetzt, um sich auf die Kernaufgaben ihrer Anwendung konzentrieren zu können. Offenbar werden unsichere SDKs bei inzwischen weltweit milliardenfach installierter Apps eingesetzt. Sie stellen eine ernste Gefahr da, weil damit persönliche Daten abgefangen, verändert und wehrlose App-Nutzer angegriffen werden können. Diese Ergebnisse gehen aus einer aktuellen Analyse von Kaspersky Lab über SDKs von Drittanbietern hervor.
App-Entwickler nutzen gerne die vielfach gratis zur Verfügung stehenden Software Development Kits, um schnell und einfach bereits programmierte, gängige Features für die eigene Anwendung nutzbar zu machen. Dazu gehört auch die für den gewinnbringenden Einsatz einer App wichtige Anbindung an ein Werbenetzwerk. Das SDK sammelt dazu Nutzerdaten und sendet sie an die Server der Werbenetzwerke. Diese werden dort ausgewertet, um passende Werbung auf das Endgerät zu spielen.
Nutzerdaten unverschlüsselt
Bei ihrer App-Analyse haben die Kaspersky-Experten herausgefunden, dass Nutzerdaten unverschlüsselt über das HTTP-Protokoll an Server übertragen werden. So könnten persönliche Informationen abgefangen werden, etwa in einem unsicheren WLAN, über den Internet Service Provider oder durch Malware auf dem häuslichen Router. Auch eine gezielte Manipulation der Daten ist denkbar, zum Beispiel um damit schädliche Werbeanzeigen anstelle legitimer Werbung einzublenden und die Anwender zum Download von Malware zu verleiten.
Welche Daten besonders gefährdet sind
Um festzustellen, welche Apps unverschlüsselt Daten via HTTP übertragen, hat Kaspersky Lab die Logs und den Datenverkehr von Anwendungen in einer internen Android-Sandbox analysiert und stieß dabei auf zahlreiche, wichtige Domain-Adressen von Werbenetzwerken. Insgesamt nutzen mehrere Millionen Anwendungen SDKs, die mindestens eine der folgenden Angaben unverschlüsselt übertragen persönliche Daten wie:
- Name
- Alter
- Geschlecht
- teilweise auch E-Mail-Adresse
- Postadresse
- persönliches Einkommen
Menschen sind gerade bei der Nutzung von Dating-Apps bereit, viele persönliche Informationen preiszugeben, wie eine Kaspersky-Studie gezeigt hat.
Informationen über das verwendete Gerät wie:
- Hersteller
- Modellnummer
- Bildschirmauflösung
- Version des Betriebssystems
- Name der App
- Gerätestandort
Der Expertenkommentar
Roman Unuchek, Security Researcher bei Kaspersky Lab kommentiert:
„Zunächst dachten wir nur an einzelne Fälle, in denen die Anwendung fahrlässig entwickelt wurde, doch die Dimension ist überwältigend“
„Millionen von Anwendungen arbeiten mit SDKs von Drittanbietern, über die persönliche Daten leicht abgefangen und verändert werden können. Die Folgen sind Malware-Infektionen, Erpressung oder andere hocheffektive Angriffsvektoren auf die Endgeräte der Nutzer.“
Sicherheitstipps von Kaspersky Lab
Rechte der Apps genau prüfen und nur Funktionen zulassen, die wirklich benötigt werden. So benötigen etwa viele Apps keine Standortinformationen.
Der Einsatz eines Virtual Private Network (VPN), zum Beispiel über Kaspersky Secure Connection, verschlüsselt den Datenverkehr zwischen Gerät und Server. Damit lässt sich das Risiko reduzieren – auch wenn offen bleibt, wie nach dem Transfer mit den Daten weiter umgegangen wird.