Cyberspionagetaktiken – neueste Enthüllungen von Kaspersky Lab

Von Nationalstaaten unterstützte Cyberspionage-Attacken werden immer raffinierter, nehmen mit komplexen, modularen Werkzeugen sorgfältig ausgewählte Nutzer ins Visier und verbergen sich vor effektiven Detektionssystemen. Diese Erkenntnisse liefert eine neue Analyse von Kaspersky Lab der Cyberspionageplattform EquationDrug,
die von der kürzlich enttarnten Equation Group mindestens zehn Jahre lang genutzt wurde. Inzwischen hat die noch ausgereiftere GrayFish-Plattform ihre Nachfolge angetreten.
Nach Erkenntnissen der Kaspersky-Experten begegnen die fortschrittlichsten Bedrohungsakteure der zunehmenden Aufdeckung von APT-Attacken (Advanced Persistent Threats) durch die Industrie und fokussieren sich auf eine wachsende Anzahl von Komponenten in ihren Cyberspionage-Plattformen sowie auf eine verbesserte Tarnung. Die jüngsten Spionageplattformen verfügen über zahlreiche Plugin-Module, mit denen eine Reihe unterschiedlicher Funktionen ausgewählt und ausgeführt werden können – abhängig vom anvisierten Opfer und den verfügbaren Informationen. Kaspersky Lab geht davon aus, dass die Plattform EquationDrug 116 verschiedene Plugins beinhaltet.
Nationalstaatliche versus cyberkriminelle Attacken
Gemäß der aktuellen Kaspersky-Analyse der EquationDrug-Plattform kristallisieren sich weitere Unterschiede im Vergleich zu traditionellen Cyberkriminellen heraus:
Ausmaß der Attacke: Cyberkriminelle verbreiten gewöhnlich Massen-E-Mails mit gefährlichen Anhängen oder infizieren Webseiten in größerem Umfang. Nationalstaatlich unterstützte Akteure setzen dagegen auf sehr gezielte und präzise durchgeführte Attacken, mit denen sie lediglich wenige ausgewählte Nutzer infizieren.
Individueller Ansatz: Während traditionelle Cyberkriminelle in der Regel öffentlich zugänglichen Quellcode wiederverwenden – wie zum Beispiel bei den bekannten Trojanern Zeus oder Carberb – erstellen nationalstaatliche Akteure einzigartige und angepasste Malware, inklusive der Implementierung von Einschränkungen, mit denen die Entschlüsselung und die Ausführung außerhalb eines anvisierten Computers verhindert wird.
Herausfiltern wertvoller Informationen: Cyberkriminelle versuchen normalerweise, so viele Nutzer wie möglich zu infizieren. Allerdings mangelt es ihnen an Zeit und Speicherplatz, um sämtliche infizierte Maschinen manuell zu prüfen, wer etwa die infizierte Maschine nutzt, welche Daten dort gespeichert sind und welche Software darauf läuft – mit dem Ziel, potenziell interessante Informationen entwenden und abspeichern zu können. Nationalstaatlich unterstützte Angreifer können hingegen so viele Informationen speichern, wie sie möchten. Um Aufmerksamkeit zu vermeiden und nicht auf dem Radar von Security-Lösungen aufzutauchen, versuchen sie, massenhafte und zufällige Infizierungen zu vermeiden. Sie setzen stattdessen auf generische Remote-System-Management-Werkzeuge, mit denen jegliche Information in beliebigem Umfang kopiert werden kann. Einziger Hinweis auf eine solche Infizierung: die verlangsamte Netzwerkverbindung durch das Bewegen großer Datenmengen.
Die Produkte von Kaspersky Lab entdeckten zahlreiche Angriffsversuche, bei denen die Nutzer mit Hilfe von Sicherheitslücken (Exploits) attackiert wurden, die von der Malware der Equation Group verwendet wurden. Viele dieser Attacken konnten über die Kaspersky-Technologie Automatischer Exploit-Schutz verhindert werden, mit der generell das Ausnutzen von Schwachstellen entdeckt und blockiert werden kann. Der Fanny-Wurm als Teil der Equation-Plattform wurde voraussichtlich im Juli 2008 erstellt und im Dezember des selben Jahres von den automatisierten Systemen von Kaspersky Lab entdeckt und auf die Blacklist gesetzt.

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