Sicher & Anonym, Verschlüsselung & Datensicherheit

Windows 10: Privatsphäre-Einstellung nutzlos? Wen und was trackt Microsoft?

Windows 10: Privatsphäre-Einstellung nutzlos? Wen und was trackt Microsoft?
An welchen Daten ist Windows 10 wirklich interessiert?

Schon vor der Veröffentlichung von Windows 10 sind Datenschützer auf die Barrikaden gegangen und haben das neue System von Microsoft als eine Bedrohung in punkto Datenschutz eingestuft. Dass das Thema Datenschutz und Schutz der Privatsphäre bei Windows 10 weiterhin unsicher bleibt, zeigen die News der letzten Tage.

Sammelt Windows 10 permanent Daten?

Die Befürchtung, dass Microsoft seine Datensammelwut nicht wirklich begrenzt, bleibt im Raum. Ein User namens „CheesusCrust“ veröffentlichte vor kurzem auf Voat (einem Reddit Clone) einen selbst durchgeführten Test und kam scheinbar nach eigenen Aussagen zu erschreckenden Ergebnissen. Er installierte Windows 10 Enterprise auf einem Linux-Laptop. Mit Hilfe vieler Tipps und Tricks, die im Internet kursieren, aktivierte er alle denkbaren Privatsphäre-Einstellungen. Zusätzlich schaltete er jegliche Traffic- und Telemetrie-Features in Windows 10 ab, bevor er den Rechner über Nacht sich selbst überließ.

Mehrere Stunden später, so hieß es, hat Windows 10 Tausende von Verbindungsversuchen zu IP-Adressen gestartet, die nachweislich Microsoft gehören. Mehrere Hundert Verbindungen zu nicht-privaten IP-Adressen kamen noch dazu. Nach Meinung von CheesusCrust lieferte der Test den Beweis, dass Microsoft seine Nutzer ausspioniert und Daten im großen Umfang sammelt. Da der der Rechner inaktiv war und auf keine dieser Verbindungsversuche reagiert hat, bleibt offen, zu welchem Zweck Microsoft demnach Verbindungen herstellen möchte. Der Bericht wurde übrigens mittlerweile gelöscht — wie auch der Account von CheesusCrust.

Gegenmeinung – alles nur zum Zwecke der Authentifizierung?

Ed Bott, ehemaliger Redakteur der amerikanischen Ausgabe von PC Computing und PC World, sieht den Test kritisch. Anhand des von CheesusCrust veröffentlichten Verbindungs-Protokolls widerlegt Ed Bott kurzer Hand das Gerücht, Windows 10 würde private Daten erschnüffeln. Die aufgelisteten IP-Adressen, die Microsoft zugewiesen werden können, sind demnach gängige Verbindungen, die diverse Abfragen an den Rechner stellen. Viele Verbindungen dienten demzufolge der Authentifizierung.

Wem glaubt man nun mehr? Dem User, der auf Voat nicht mehr zu finden ist, oder dem IT-Spezialisten Ed Bott? Die Antwort auf diese Frage überlässt man meistens den IT-Profis und Nerds, die sich mit Netzwerkverbindungen bestens auskennen. Die Frage aber, ob und wie viele Daten Windows 10 an Microsoft sendet, bleibt offen. Sicher ist: Microsoft ist an User-Daten interessiert und gesteht das zu. Das Unternehmen benötigt diese, wie sie es selbst formulieren, „um die User-Experience zu verbessern“.

Microsoft ist nicht heiß auf Daten, sondern offenbar auch etwas nervös. 200 Millionen Geräte laufen jetzt weltweit mit dem neuen Betriebssystem. Doch der Umstieg von alten Systemen mit Windows 7 oder 8.1 geht Microsoft nicht schnell genug. Seit Anfang des Jahres versucht der Konzern, Windows 10 durch automatische Zwangs-Updates an den Mann oder die Frau zu bringen. Das hinterlässt einen Beigeschmack und stärkt die Skeptiker, die dem Gates-Imperium generell nicht trauen.

Unser Standpunkt: Bleiben Sie beim Umgang mit den eigenen Daten auf der Hut!

Der Expertenstreit macht klar deutlich, wie wichtig der Umgang mit den eigenen Daten sein sollte. Auch wenn es heißt: „(…) Wer für ein Produkt nichts zahlt, ist selbst das Produkt“ bedeutet das nicht, dass jedes Unternehmen das Recht hat, den Datenschutz mehr als fahrlässig zu behandeln, und private Daten des Users für unberechtigte Dritte zu nutzen.

Unser Tipp: Machen Sie sich mit den Privatsphäre- und Datenschutz-Einstellungen bei Windows 10 vertraut. Winken Sie nicht alle Einstellungen unbedacht durch. Entscheiden Sie nach eigener Sicherheitsmentalität, welche Bereiche Ihres Rechners und Ihrer digitalen Persönlichkeit eines besonderen Schutzes bedürfen. Und: Vermeiden Sie es möglichst, auf unsicheren Verbindungen durch das Netz zu surfen.

Zurück

Diesen Beitrag teilen
Weitere Meldungen zum Thema
oben