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Nach „Notizen-Gate“: alternative Notizen-Apps zu Evernote

alternative Notizen-Apps zu Evernote
Evernote: Notizen-App auf Schlingerkurs

Die beliebte Notizen-App Evernote schießt ein Eigentor nach dem anderen. Im Sommer hatte das US-amerikanische Unternehmen seine Nutzer mit einer Servicereduzierung für den Kostenlos-Account und eine Preiserhöhung für Abonnementen bereits verärgert. Vor einigen Tagen gab Evernote bekannt, die Datenschutzbestimmungen ab Januar 2017 so verändern zu wollen, dass Mitarbeiter in den Notizen der Kunden lesen dürfen — ohne deren Zustimmung. Ein heftiger Proteststurm führte dazu, dass Evernote jetzt von diesen Plänen Abstand nimmt. Was bleibt: ein heftiger Image- und Vertrauensverlust, der angesichts vielfältiger Alternativen doppelt wiegt.

Die Notizen-App Evernote hatte wirklich den Nerv des Alltags von Menschen getroffen: Keine Zettelwirtschaft mehr bei Einkäufen, Ideensammlungen oder Musiktipps von Freunden. Notizen oder Aufgabenlisten einfach ins Laptop, Tablet oder Smartphone tippen und über mehrere Geräte synchron verwalten. Nicht zuletzt können Dokumente auch einfach abfotografiert und gespeichert wie auch Inhalte mit Suchen leicht wiedergefunden werden.  

Ende Juni gab das Unternehmen bekannt, dass Nutzer ab sofort nur noch von zwei Geräten aus auf Notizen zurückgreifen können und auch andere kostenlose Services wegfallen sollen. Wer den alten Service nutzen möchte, soll auf die Pro- oder Premium-Version für 29,99 Euro bzw. 59,99 Euro pro Jahr upgraden. Zusatzstrafe für Kunden: Die Preise für diese Versionen wurden gleichzeitig stark erhöht.

Datenschutz weitgehend wieder intakt, Vertrauen jedoch vorerst weg

Vor einigen Tagen kündigte Evernote Änderungen bei den Datenschutzbestimmungen an. Dort hieß es, dass Mitarbeiter des Unternehmens künftig ohne Zustimmung der Kunden auf deren persönliche Nutzerdaten und Inhalte zugreifen dürfen — in folgenden Fällen:

  • Verletzung der Nutzungsbedingungen oder falls eine Kontenprüfung notwendig sei
  • Zur Fehlerbehebung, Wartung und Service-Verbesserung
  • Zum Schutz von Rechten, des Eigentums oder der persönlichen Sicherheit von Evernote und seinen Nutzern, zum Beispiel zum Schutz vor Malware und anderen Sicherheitsrisiken
  • Zur Erfüllung von gesetzlichen Verpflichtungen: juristischen Anordnungen, Gerichtsbeschlüssen oder anderen Rechtsverfahren.

    Am Ende hieß es noch:

    „Wir achten strikt auf den Datenschutz Ihres Kontoinhalts. Wann immer es möglich ist, benachrichtigen wir Sie, wenn wir uns gezwungen sehen, einem Ersuchen einer dritten Partei nach Informationen zu Ihrem Konto nachzukommen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite 'Angaben für Strafverfolgungsbehörden".

Mit diesen Bestimmungen plante Evernote sämtliche Mindeststandards beim Datenschutz über Bord schmeißen. Darüber waren sich Datenschutzexperten weitgehend einig. Das Unternehmen berief sich auf Produktentwicklungspläne. Demnach sollten die Mitarbeiter damit in der Lage zu sein, Algorithmen für maschinelles Lernen kennenlernen und so die Qualität von kommenden Funktionen überprüfen zu können. 

Evernote bekam durch Proteststurm kalte Füße

Gegen die Pläne des Anbieters formierte sich erheblicher Widerstand. Auf Twitter erfanden die User für Evernote einen neuen Hashtag: #Nevernote. Konsequenz: Evernote-CEO Chris O‘Neill gab in einem Blog kleinlaut zu, Fehler gemacht zu haben und die für Januar 2017 geplanten neuen Datenschutzregeln nun doch nicht umzusetzen. Standardmäßig sollen nun Inhalte nicht mehr mitgelesen werden. Nur in sehr spezifischen Fällen und nach ausdrücklicher Zustimmung  („Opt-In“) sollen Mitarbeiter demnach Einblick in die Notizen nehmen können. Damit soll das Vertrauen der Nutzer zurückgewonnen und Transparenz wiederhergestellt werden und damit auch der Startschuss für eine bessere Kommunikation mit Kunden und Nutzer gegeben werden.

Trojaner-Info meint: Auch, wenn das Unternehmen jetzt zurückrudert, es bleibt ein fader Beigeschmack … Nutzer sollten sich genau überlegen, diesem Unternehmen seine privaten Informationen zur Verfügung zu stellen. Kann ein Nutzer einem Unternehmen hundertprozentig vertrauen, das in den intimsten Informationen von Nutzern herumschnüffelt und seine Server in den USA hat? Es lohnt sich, Alternativen anzuschauen …

Sechs kostenlose Alternativen zu Evernote

Als Geheimtipp wird teilweise Turtl.it empfohlen: Eine App, die sich demnach stark auf  Datensicherheit und Verschlüsselung ausgerichtet hat. Wer seine Daten von Evernote exportieren möchte, erhält im Übrigen bei Livehacker hierfür eine prima Anleitung. Diskussionen in Foren zeigen, dass keine App außer Microsoft OneNote an den Funktionsumfang von Evernote herankommt. Allerdings ist das Vertrauen in Microsoft infolge der Kritik am Datenschutz von Windows 10 derzeit ziemlich am Boden.

Wer trotz der möglichen Alternativen dennoch bei Evernote bleiben und seine Daten bestmöglich schützen möchte, sollte hier nur lokale Speicher benutzen und seine Daten nicht über die Cloud synchronisieren. Für die Verschlüsselung von Daten, Bildern usw. muss man selbst sorgen … Und wer nun völlig das Vertrauen in digitale und Cloud-basierte Notizen-Apps verloren hat, kann sich immer noch dafür entscheiden, die geheimsten Notizen weiterhin auf Post-it zu schreiben - sieht auch schön an der Pinnwand aus …

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